Wertvolles Karrieretool für Millenials

Welcher Job passt zu mir? Welches Arbeitsmodell zu meinen Bedürfnissen? Welche Branche zu meinen Zielen? Und welches Unternehmen zu meinen Werten? Der HSG Career Profiler bringt Licht ins Dunkel. 

Von: Gerd Winandi-Martin | Datum: 25. August 2020 | Lesedauer: 15 Min

1’400. So viele Einzelberatungen führen wir pro Jahr bei uns im CSC durch. Das sind zweimal so viel wie noch vor fünf Jahren. Die steigende Nachfrage nach diesem Karriereberatungsangebot zeigt, wie wichtig und sensibel das Thema ist. Im Fokus der Studierenden steht heute die Standortfindung. Sie macht die Hälfte der Einzelberatungen aus. In rund einem Drittel der Beratungen geht es um das CV. 2013 sahen diese Zahlen noch ganz anders aus: Damals drehte es sich in 80 Prozent der Beratungen um das CV und nur in 15 Prozent um die Standortfindung. 

Herausfinden, was dich interessiert, was Sinn für dich ergibt
Die Gründe für diese Veränderung in der Nachfrage sind vielfältig. Allen voran ist der Arbeitsmarkt für HSG-Studierende und Millennials sehr gut. Die demografische Entwicklung wird die Bedeutung der Millennials für den Arbeitsmarkt noch einmal intensivieren. Hinzu kommt, dass sich die Studierenden vermehrt die Frage nach dem Purpose stellen und damit nach der Sinnhaftigkeit in der und durch die Arbeit. Weil sie, anders als Vorgängergenerationen, sich nicht mehr mit den Zielen vieler Arbeitgeber identifizieren möchten, gründen einige Studierende beispielsweise ein eigenes Start-up. Andere legen mehr Wert auf den Employer Brand und fokussieren sich damit auf das, wofür ein Unternehmen steht, welche Werte es auszeichnet, welche Kultur es pflegt.

Wenn du herausfinden möchtest, welche Tätigkeiten, welche Branchen, welches Unternehmen zu dir passen, ist es unerlässlich, dich mit den eigenen Interessen, Kompetenzen und Werten auseinander-zusetzen. Wir haben ein Tool entwickelt, das dir dabei hilft: den HSG Career Profiler. Auf der Basis von Antworten eines Online-Fragebogens ist es möglich, persönliche Interessen-, Kompetenzen- und Werteprofile zu erheben und zu reflektieren. Besonders spannend ist der Vergleich auch mit anderen Studierenden, die sich für eine ähnliche Branche interessieren.

Wir haben den HSG Career Profiler zusammen mit Dr. Benjamin Berghaus entwickelt, der für das Erhebungs- und Auswertungskonzept, das hinter dem Profiler steckt, verantwortlich zeichnet. Im Interview erklärt er Funktionsweise und Methodik. 

 

 

Befragt: Mr. HSG Career Profiler Benjamin Berghaus


Benjamin, hinter dem HSG Career Profiler stehen verschiedene konzeptionelle und methodische Überlegungen. Kannst du uns mehr darüber erzählen?

Der Ursprung des HSG Career Profiler war der 2012 erstmals an der HSG erhobene Swiss Student Value Survey. Damals wollten wir Studierende dazu anregen, sich bei der Karriereplanung mehr über ihre arbeitsplatzbezogenen Werte Gedanken zu machen. Nach einigen Durchführungen haben wir das Konzept letztes Jahr um die Themenfelder Kompetenzen und Interessen ergänzt und zum HSG Career Profiler ausgebaut. Diese drei Facetten sind die Basis für die Beratungen zur karrierebezogenen Standortfindung im Bereich Career & Corporate Services. Der Profiler verfolgt dabei zwei Ziele: einerseits die möglichst neutrale Ermittlung des Karriereprofils der Studierenden zum gegebenen Zeitpunkt der Erhebung und andererseits, unseren Teilnehmenden durch eine Reihe interessanter Abwägungen einen Denkanstoss in der bewussten Gestaltung der Karriereplanung zu bieten. Zentral ist hierbei, die Gestaltungsspielräume für jede Einzelne / jeden Einzelnen aufzuzeigen und dazu anzuregen, selbst einschränkende Annahmen zu hinterfragen. 

Für die Erhebung von Werten, Kompetenzen und Interessen gibt es viele unterschiedliche Modelle. Wie war dein Vorgehen bei der Auswahl passender Modelle?
Wir haben ursprünglich mit der Erhebung von arbeitsplatzbezogenen Werten begonnen und uns konzeptionell auf dem Schwartz Value Survey – dem vermutlich am breitesten angewandten Erhebungskonzept zum Thema Werte (Grafik 1) – abgestützt. Darauf aufbauend, haben wir die Erhebungsmethode für die HSG sowohl in der Bestimmung geeigneter Items als auch in der Erhebungsform operationalisiert.

Denselben Ansatz haben wir für Interessen (Grafik 2) und Kompetenzen (Grafik 3) gewählt. Für Interessen setzen wir auf eine vereinfachte Variante des «Personal Globe Inventory». Dieses ist in der Literatur zur Arbeitsforschung weit verbreitet und mit seinen Ursprüngen in den 1980er-Jahren tief verwurzelt. Es ist ein breit angelegtes Konzept zur Erhebung von allgemeinen Interessen an Tätigkeiten. Für uns machte diese Wahl Sinn, da die Fragen zu berufsbezogenen Interessen unsere Befragung eröffnen und wir hier bewusst die Grenzen zwischen persönlichen Präferenzen der Teilnehmenden und den in aller Regel vorherrschenden Vorstellungen zur Arbeitswelt etwas verwischen möchten. Die erste Frage einer Standortbestimmung sollte stets lauten: «Was macht dir Freude?»

Zur Erhebung der Kompetenzen (Grafik 3) setzen wir auf die «Great Eight». Das ist ein etwas jüngeres, empirisch gestütztes Konzept aus acht Facetten, die sich in der qualitativen Erforschung von Vorgesetzten-Mitarbeitenden-Beziehungen in der Regel als ergebnisrelevant herausgestellt haben. Diese acht Kompetenzenfacetten machen in aller Regel am Arbeitsplatz den Unterschied. Es geht also nicht um die Ermittlung von «schlechter oder besser», sondern immer darum, das Profil aus selbst wahrgenommenen Stärken und Potenzialen zu ermitteln und es gleich darauf kritisch zu hinterfragen. Kurzum: Es geht um die Beschäftigung mit dem Thema.

Von zentraler Bedeutung waren für uns drei Aspekte. Erstens möchten wir auf Konzepte setzen, die bekannt und erprobt sind. Zweitens benutzen wir Tools, die unseren Teilnehmenden möglichst ganzheitliche und ausgewogene Profilbestimmungen erlauben. Drittens stellen wir durch unsere eigene Operationalisierung sicher, dass die Erhebungsmethoden zur Lebensrealität und Sprache unserer Studierenden passen, beantwortbar bleiben und – ganz wichtig – nur schwer bewusst oder unbewusst manipulierbar sind. Das spielt in die Gestaltung der Items, der Abfragemethodik und des Screenings der Datenqualität hinein. 

Die erste Frage einer Standortbestimmung sollte stets lauten: «Was macht dir Freude?»

Wo siehst du Optimierungspotenzial?
Unsere grössten Stärken und gleichzeitig Potenziale sind die Erhebungsmethodik und das didaktische Konzept. In der Erhebung würde ich gerne in den nächsten Weiterentwicklungen des Konzepts auf Wunsch der Teilnehmenden auch externe Einschätzungen (etwa durch Kolleginnen und Kollegen) ermöglichen, um das derzeit erhobene Selbstbild zukünftig mit Fremdbildern vergleichen zu können. Je mehr interessante Perspektiven wir unseren Teilnehmenden liefern können, desto intensiver und reflektierter werden sie sich mit dem Thema befassen.

Dies leitet über zum Entwicklungspotenzial im didaktischen Konzept. Gemeinsam mit den Studierenden werden wir das Projekt Schritt für Schritt dorthin entwickeln, dass immer mehr Teilnehmende sich durch eine aktive Reflexion über ihre karrieretechnischen Freiheiten und Chancen im «Driver’s Seat» ihrer Karriere wiederfinden, anstatt passiv auf der für ihr Studienfach erwartbaren Karriereschiene «weiterzurollen». Jede Studentin / jeder Student, die/den wir dazu begeistern können, die eigenen Chancen zu bemerken, auszuloten und zu nutzen, macht dieses Projekt «aus der HSG Community für die HSG Community» wertvoll.

ZUR PERSON

Dr. Benjamin Berghaus wurde an der Universität St.Gallen promoviert. In seiner Dissertation, die den Impuls für die Wurzeln des HSG Career Profiler gab, untersuchte er den Einfluss von prestigereichen Arbeitgebermarken auf Bewerberpools, Management-Entscheidungsverhalten und Organisationskultur. Benjamin arbeitet heute als Unternehmer an der Schnittstelle von Lehre, Forschung und Praxis und engagiert sich im HSG-Mentoringprogramm genauso wie in Projekten zur Förderung und Entwicklung der akademischen Kultur.

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