Im Rahmen unseres Beratungsformats «Standortfindung» möchten Studierende häufig ein wenig «Licht ins Dunkel» in die folgenden zentralen Fragestellungen bringen:

In welchen beruflichen Tätigkeitsfeldern kann ich meine Fähigkeiten einbringen? Welche Branche passt zu mir? Welchen Karriereweg sollte ich einschlagen?

Neben den «Hard Facts» wie Kompetenzen und Interessen sind auch «Soft Skills», wie persönliche Stärken und Werte bei der Auslotung möglicher Karriereoptionen einzubeziehen. Mithilfe des „Career Profilers“ bedienen wir uns wissenschaftlich valider Konzepte, die für sämtliche Berufsfelder entwickelt wurden, um mit möglichst breiter Perspektive, Impulse für passende Karrierewege zu geben. Dabei ist es wichtig, auch die individuellen Motivatoren bei der Karriereplanung zu berücksichtigen.

In den Beratungen erfahre ich regelmässig, dass Studierende in ihrer Tätigkeit eine Sinnhaftigkeit erkennen möchten, um nachhaltig motiviert und «mit Herzblut» ihre Stärken und ihr Potenzial mobilisieren zu können.

Auch in der aktuellen Xing-Gehaltsstudie 2019 wird deutlich, dass die „klassische Karriere“ mit einem zentralen monetären Ansporn «ein Auslaufmodell» ist und Arbeitnehmende zunehmend das Ziel verfolgen, einen Job auszuüben, der «erfüllt und fordert – und darüber hinaus mit dem Leben im Sinne der viel zitierten Work-Life-Balance harmoniert».

Gemäss der oben genannten Studie sind sogar 62 Prozent der Befragten in der Schweiz (Vergleich Dachregion AT: 49%, D: 50%) bereit, für eine erfüllende Tätigkeit oder eine gesellschaftlich verantwortungsvolle Aufgabe, Verdiensteinbussen zu akzeptieren.

Aus meiner Sicht lohnt sich hinsichtlich der Fragestellung, welche beruflichen Tätigkeitsfelder oder Branchen zu Ihnen passen, die jeweilige Relevanz der «Sinnhaftigkeit» individuell im Hinblick auf Orientierung, Bedeutsamkeit, Kohärenz und Zugehörigkeit zu beleuchten (in Anlehnung an Tatjana Schell, Sinnforscherin, Universität Innsbruck):

  1. Orientierung: Können Sie sich mit den Zielen der Unternehmung identifizieren?
    Wie sehr ist Ihnen in hoch arbeitsteilig und spezialisiert organisierten Wertschöpfungssystemen der direkte Einfluss auf die Produkte oder Dienstleistungen wichtig? Wie sehr schliessen Sie nicht nachhaltige Betätigungsfelder aufgrund der möglichen Ziel- und Rollenkonflikte aus? Analysieren Sie also Ihre persönlichen Voraussetzungen für Sinnstiftung und damit für eine Identifikation mit dem Arbeitgebenden bzw. eine intrinsische Motivation. Hieraus ergibt sich in der Folge die Frage der Bedeutsamkeit.
  2. Bedeutsamkeit: positive Konsequenzen der Tätigkeit. So sollen Sie sich fragen, wie sehr Sie erfüllt sind, wenn Sie ein Kundenproblem lösen oder allgemein Menschen fördern bzw. unterstützen können. Hier kann auch die im Folgenden erwähnte Kohärenz eine wichtige Rolle spielen.
  3. Kohärenz: was ich tue, passt zu mir und meinem Lebensstil. Hinterfragen Sie gezielt Ihre Interessen: Hat bspw. Ihre Naturverbundenheit eine tiefere Bedeutung im Sinne von Nachhaltigkeitsbeiträgen auf gesellschaftlicher Ebene oder dient es Ihnen „nur“ als Ausgleich zu kognitiven Herausforderungen?
  4. Zugehörigkeit: ich fühle mich wertgeschätzt, eingebunden und bekomme Verantwortung. Hier angesprochen sind die höheren Zieldimensionen nach Maslow, welche über die reinen Existenzsicherungsbedürfnisse oder die blosse Zugehörigkeit zu einer Organisation hinausgehen.

Wahrgenommene Sinnhaftigkeit bei der Arbeit dient aus meiner Sicht als natürliche «Energiequelle» für den persönlichen «Drive», die Potenzialentfaltung, das Über-sich-Hinauswachsen und damit nicht zuletzt auch für die Zufriedenheit bei der Arbeit.

Dies besagt auch die aktuelle Studie «Global Human Capital Trends 2019» von Deloitte: «Meaning is an aspirational driver», d. h. ein individuell empfundener Sinngehalt ist eine conditio sine qua non für eine erfolgreiche Karriere.

Ich empfehle Ihnen daher, die Bedeutung der Sinnhaftigkeit für Sie persönlich möglichst tiefgehend zu klären und regelmässig zu hinterfragen.

Gerne begleiten meine Teamkolleginnen und ich Sie bei der Navigation durch die vielfältigen Karriereoptionen, damit Sie mit dem richtigen „Drive“ Ihren passenden Weg finden.

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Zur Autorin

Elke Wüst ist Karriereberaterin an der Universität St.Gallen.

"Passionierte menschenorientierte Brückenbauerin mit langjähriger Vertriebs-, Führungs- und HR-Erfahrung in der Finanzbranche; erprobt in Sprüngen ins kalte Wasser und der nötigen Gelassenheit sollten die Wellen einmal höher schlagen. Mit Mut, Ausdauer, Willensstärke und ansteckender Begeisterung zum Ziel."

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Verwendete Quellen:
https://gehaltsstudie.xing.com/
https://www.wiwo.de/erfolg/management-der-zukunft/berufsalltag-manager-koennen-der-arbeit-ihrer-angestellten-keinen-sinn-geben/20956080.html
https://www2.deloitte.com/uk/en/pages/human-capital/articles/introduction-human-capital-trends.html#qr=sense%20is%20an%20aspirational%20driver

VON
Elke Wüst

Elke Wüst

Beraterin Student Career Services